Ausrüstung der Templer - Bewaffnung
Schwert und Schwertscheide
Das Schwert ist zweifellos die Waffe, die man mit einem mittelalterlichen Krieger zuerst in Verbindung
bringt. Dennoch kam es erst im unmittelbaren Nahkampf zum Einsatz, wenn die Lanze nicht mehr
brauchbar war; und selbst dann nur, wenn der Gegner nicht nach besser geeigneten Waffen wie
Keulen verlangte, also verhältnismäßig leicht gepanzert war.
Das hochmittelalterliche Schwert war, den zahlreichen Funden nach zu urteilen, in der Regel
insgesamt etwa 100 cm lang und 900-1300 Gramm schwer. Das Gewicht verteilte sich dabei relativ
gleichmäßig über die ballig geschliffene Klinge. Die Knaufformen waren bereits differenziert, die
Hauptarten waren jedoch Paranuss-Scheiben- und Radknauf. Pilzknäufe waren selten in Gebrauch.
Insbesondere die Formen, die man von den älteren Wikingerschwertern her kennt, lassen sich um
1190 nicht mehr nachweisen.
Die Kreuzstangen waren fast ausschließlich gerade und durch einen rechteckigen bis quadratischen
Querschnitt gekennzeichnet. Es gibt im Fundgut aber einige wenige Beispiele für in Richtung Ort
(die Klingenspitze) gebogene Kreuzstangen. Der Griff bestand aus zwei ausgehöhlten Holzteilen, die
mit Leder, teilweise auch (mitunter hochwertigem) Stoff bezogen waren, wobei anzunehmen ist, dass
der Orden die Griffe, um Geld zu sparen, nicht aufwendig gestaltete. Es gibt allerdings leider keine
erhaltenen Schwerter, die eindeutig einem Templer zugeschrieben werden könnten.
Aufbewahrt und transportiert wurden die Schwerter in Schwertscheiden. Diese bestanden aus zwei
ausgehölten Holzstücken, die mit Leder bezogen waren. Dieses Scheidenleder wurde auf der
Rückseite der Scheide vernäht. Obwohl sich Ortbeschläge nachweisen lassen, waren Mundbleche
offenbar noch nicht in Gebrauch; stattdessen ließ man das Scheidenleder an den länglichen Seiten
einfach etwas überstehen und rundete diese Lappen ab.
Die Scheide wurde mit dem Schwertgurt an den Mann gegürtet. Beachtenswert ist hierbei, dass den
Templern durch die Regel untersagt wurde, das Schwert am Tag eigenmächtig anzulegen. Ähnliches
galt für die Rüstung, die nur auf Befehl angelegt werden durfte.
Der Schwertgurt bestand aus zwei Teilen, die mit der Schwertscheide
verflochten wurden. Dabei wurde das Gurtleder manchmal auch durch
Einschnitte am Scheidenleder gezogen, um den Halt zu verbessern.
Dies war aber nicht unbedingt erforderlich und lässt sich auch nicht immer
nachweisen.
Im ausgehenden 12. Jahrhundert hatte sich die Schnalle am Schwertgurt
noch nicht allgemein durchgesetzt und wurde häufig noch verknotet. Dies
geschah meistens durch zwei übereinander liegende parallele Schlitze an
der einen Gurtseite, durch die zwei Gurtzungen der anderen Gurtseite ge-
zogen wurde und die dann miteinander verknotet wurden. Die Abbildungen zeigen hier oft einen
halben Schlag als Knoten, der sich auch durch heutige Erfahrungen als gut geeignet erweist, da er
sicher hält, sich aber gleichfalls schnell und einfach lösen lässt.
Spieß
Eine der wichtigsten Waffen waren der Spieß und die Lanze. Die
Begriffe "Speer", "Spieß" und "Lanze" lassen sich nur schwer
voneinander trennen, da die Waffen grundsätzlich ähnlich
aufgebaut waren. Der Spieß scheint sich jedoch häufig auf eine
Infanteriewaffe zu beziehen, während die Lanze meistens im
Zusammenhang mit berittenen Kämpfern steht. Fakt ist jedoch
auch, dass die Begriffe verschwimmen und sicherlich auch Lanzen
infanteristisch eingesetzt wurden.
Der Spieß bzw. die Lanze waren im Mittelalter die wichtigsten
Waffen, und sie waren weit verbreitet, da sie aufgrund ihrer Länge
den Gegner auf Abstand halten konnte, der dann nicht in der Lage
war, seine Nahkampfwaffen wirkungsvoll einzusetzen. War die
Lanze beschädigt, oder das Gefecht zwang die Brüder dazu,
wurden andere Nahkampfwaffen wie das Schwert oder Keulen
eingesetzt. Der klassische berittene Lanzenangriff durch schwer
gepanzerte Kavallerie war die im Mittelalter vorherrschende und
sehr erfolgreiche Taktik der westlichen Armeen.
Lehnart schreibt, dass die Lanzen meist etwa drei Meter lang
waren und aus zähem Holz bestanden. Oakeshott gibt zwischen
1,82 und 3,35 Meter an. Das Lanzeneisen war im Schnitt 5 cm
breit und 15 cm lang. Lanzen mit kleinen Flügeln waren um 1190
kaum anzutreffen.
Dolch
Interessanterweise finden sich um 1190 kaum Abbildungen von
Dolchen, und wenn, dann in der Regel nicht an gesellschaftlich
höher gestellten Personen. Allerdings waren sie im Einsatz, und
auch die Templerregel gewährte den Brüdern in Artikel 138 ein
Dolchmesser. Der Dolch war beidseitig geschliffen und hatte eine
beidseitig spitz zulaufende Klinge.
Aufbewahrt wurden die Dolche in kleinen Lederscheiden, wobei
eine Abgrenzung im Fundgut zu Messerscheiden oft nicht möglich
ist. Die Dolchscheiden waren wie die Messerscheiden im
Gegensatz zu den Schwertscheiden oft an der Seite vernäht. An
manchen Dolchscheiden finden sich kleine Ösen und auch
Schlaufen, die darauf hinweisen könnten, dass sie am Gürtel
befestigt wurden. Allerdings gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass
Templer irgendetwas an ihren Gürteln befestigten. Auch im
säkularen Bereich war dies, den Abbildungen zufolge, frühestens
erst ab dem späten Hochmittelalter üblich.
Es war im Templerorden verboten, das Dolchmesser ohne
Erlaubnis zu polieren.
Türkische Waffen / Türkische Keule
Die Dienenden Brüder – vor allem Handwerker – sollten von ihren
Komturen "Türkische Waffen" gekauft bekommen, damit sie sich
im Notfall verteidigen konnten. Es ist nicht überliefert, um welche
Art Waffen es sich hierbei handelte. Angenommen werden kann
aber, dass diese Waffen nicht unbedingt aus dem Westen
importiert werden mussten, sondern vor Ort gekauft werden
konnten. Denkbar sind beispielsweise lokale Schwerter.
Für die Dienenden Brüder in Waffen ist die Ordensregel allerdings
präziser, sie erlaubte den Dienenden nämlich eine "Türkische
Keule". Auch hier ist nicht bekannt, was das für eine Waffe war.
Denkbar ist die gesamte Bandbreite von einem einfachen
Holzknüppel bis hin zu speziellen gegossenen Keulenköpfen.
Interessanterweise gibt es im „Hortus Deliciarum“ (deutsch:
„Garten der Ergötzungen“; eine von Herrad von Landsberg
verfasste Enzyklopädie und die erste nachweislich von einer Frau
abgefasste Enzyklopädie um 1175-1195) eine einfache Holzkeule
zu sehen, dessen runder Kopf mit Eisenstacheln gespickt ist.
Diese Keule findet sich erstaunlich ähnlich abgebildet ebenfalls in
der Templerkirche San Bevignate in Perugia. Es könnte sich also
bei dieser Keule um eine mit vorstehenden Eisennägeln
beschlagene Holzkeule gehandelt haben.
Keulen waren generell seit der Antike bekannte Kavalleriewaffen,
die heute, in Zeiten von hochspezialisierten Feuerwaffen, oft in
ihrer Wirkung unterschätzt werden.
Armbrust
Die Armbrüste, die laut Artikel 173 der Ordensregeln im Depot des Marschalls verwahrt und durch
den Untermarschall - einem Dienenden Bruder - ausgegeben wurden, waren eine im europäischen
Mittelalter weit verbreitete Waffe. Das kirchliche Verbot des zweiten lateranischen Konzils 1137
untersagte Christen den Einsatz der Armbrust gegen Christen, allerdings konnte es sich nicht
nennenswert durchsetzen und spielte für die Templer, die hauptsächlich gegen Heiden kämpften,
wohl keine große Rolle. Begründet liegt dies sehr wahrscheinlich in der großen Wirksamkeit der
Waffe: Im Gegensatz zum Bogen konnte die Armbrust ihre Schussenergie quasi unbegrenzt
speichern, was sie für gezielte Schüsse prädestinierte. Auch aus diesem Grund war kein so
aufwändiges Training der Schützen notwendig. Der Nachteil zum Bogen ist allerdings die geringere
Kadenz, da der Spannvorgang der Armbrust länger dauerte als der des Bogens.
Es ist nicht genau bekannt, ob um 1190 bereits Hornbogenarmbrüste im Einsatz waren, oder ob
diese noch gänzlich aus zähem Holz, wie Esche oder Eibe bestanden. Der „Liber ad honorem
Augusti“ zeigt recht große Bögen, was laut Payne-Gallwey auf reine Holzbögen hinweist. Erste
Hinweise für Bögen in Kompositbauweise (Horn/Holz) liegen in einem Bericht des Historikers
Justinian vor: 1246 (47 Jahre nach Richard I.) schreibt er davon, dass 500 Genueser mit
Hornbogenarmbrüsten während der Regierungszeit von Richard I. gegen Mailand gesendet wurden.
Auch die Spannweise in den Abbildungen deutet noch auf relativ schwache Bögen hin, da die Waffen
mit einem oder beiden Füßen und den Händen gespannt werden konnten. Interessant in diesem
Zusammenhang ist der Umstand, dass auf den Abbildungen um 1190 der später übliche Steigbügel
an der Armbrust noch nicht eingeführt war. Dieser erleichterte später das Spannen des Bogens und
schonte ihn zusätzlich, da der Schütze so nicht mehr direkt auf den Bogen treten musste.
Die Bolzen wurden im Köcher, der seitlich und nicht auf dem Rücken getragen wurde, mit der Spitze
nach oben eingelegt, um die Befiederung zu schützen. Relativ unbekannt ist, dass Armbrüste von
europäischen Heeren durchaus auch beritten eingesetzt wurden. Speziell bei den Templern wurde
diese Rolle von den Turkopolen ausgefüllt.
In Artikel 317 der Templerregeln steht beschrieben, dass ein Bruder bei einer Wette eine falsche
Armbrustsehne verlieren darf. Hierbei handelt es sich vermutlich um die sogenannte Bastardsehne,
die zum Vorspannen des Bogens verwendet wurde, damit die eigentliche Sehne leichter eingelegt
werden konnte. Die Bastardsehne, die etwas länger war als die eigentliche Schusssehne, wurde
dafür eingespannt und in der Nuss, die bis ins 16. Jahrhundert aus Horn oder Knochen bestand,
eingerastet. Dadurch hatte der Bogen eine leichte Vorspannung und die richtige Sehne konnte
mühelos eingelegt werden.
Bogen
Obwohl man das Mittelalter oft mit englischen Langbogenschützen in Verbindung bringt, hatten
Bögen im militärischen Bereich bis zur Regierungszeit Edwards I. (Englischer König von 1272-1307)
keine nennenswerte Bedeutung. In Frankreich verbreiteten sich Langbögen erst ab dem
13. Jahrhundert. Abbildungen zufolge wurden außerdem um 1190 eher kleine Bögen benutzt. Auch
im Ordenskontext ist nur selten von Bögen die Rede.
Wie bei den Armbrustbögen war das Holz meist zäh, beispielsweise aus Esche. Die Pfeile wurden
wie bei der Armbrust mit den Spitzen nach oben getragen und in einem Seitenköcher geführt (in
Filmen sieht man das oft anders, die historischen Abbildungen widerlegen dies jedoch klar).
"Quelle: B. Hallinger, Templerfakten - https://beni.hallinger.org/history/beni.hallinger.org/history/"
Benedikt Hallinger: Milites Templi - Leben und Ausrüstung der Dienenden Brüder des Templerordens um 1190
ePubli, 01.10.2010 (Nachdruck 05.12.2018) (ISBN: 9783746788371) - Leseprobe
Benedikt ist seit vielen Jahren Mitglied unseres Ritterordens.