Ringpanzerhemd
Das Ringpanzerhemd stellte die Primärrüstung eines besser aus-
gerüsteten Kriegers dar. Es schützte den Träger recht gut vor
Schnittverletzungen. Beschusstests aus unserer Zeit zeigen, dass
Ringpanzer entgegen der landläufigen Meinung sehr wohl Schutz
gegen Beschuss durch Armbrüste und Bögen bieten konnten. In
der Regel wurde das Ringpanzerhemd auch noch durch einen
textilen Panzer ergänzt.
Die Kettenpanzer der Dienenden Brüder unterschieden sich gemäß
der Ordensregel von den Hemden der Ritterbrüder durch fehlende
Handschuhe, die bei letzteren fest mit dem Hemd verbunden
waren. Diese Fäustlinge hatten einen Schlitz in der Handinnen-
fläche, der es dem Träger erlaubte, aus dem Handschuh zu schlüp-
fen. Der Grund für die fehlenden Handschuhe der Panzerhemden
der Dienenden Brüder liegt sehr wahrscheinlich im anderen
Kampfauftrag; als leichte Reiterei unterstützten sie die schweren
Panzerreiter des Templerheeres durch Beschuss und Ausfälle, aber
auch als zweite Linie an der Front mit der Lanze und Nahkampf-
waffen. Zum Bedienen von Bögen und Armbrüsten brauchten die
Templer aber freie Hände.
Die Kettenhemden um 1190 bestanden aus mehreren zehntausend
ineinander verflochtenen Ringen im europäischen 4-in-1 Muster,
bei dem je ein Ring in vier weitere eingehängt wurde. Die Haube
und die Handschuhe waren in der Regel fest mit dem Hemd ver-
bunden. Funde von Kettenhemdmaterial sind leider in unserem
Zeitfenster nicht in ausreichender Zahl vorhanden, um sicher
Rückschlüsse auf die Herstellungsweise ziehen zu können. Ver-
mutet wird aber derzeit entweder ein vollvernietetes Geflecht aus
Rundringen oder ein alternierendes (d.h. die Reihen wechseln sich
ab) Geflecht aus gestanzten Flachringen und Rundringen. Die
Nieten waren zylindrisch mit rundem Kopf ausgeführt und vor
allem auf der Außenseite des Geflechts zu sehen.
Ringpanzerhosen
Die Beine der Dienenden wurden mit Panzerhosen aus Ring-
geflecht geschützt. Um 1190 waren diese Kettenbeinlinge im
Gegensatz zu späterer Zeit, in der die Panzerhosen komplette
Röhren waren, an der Beinrückseite noch offen. Dort wurden sie
mit Bändern (vermutlich aus Leder) verschlossen. Auch bei den
Kettenbeinlingen der Dienenden Brüder gab es einen Unterschied
zu den Rittern des Ordens:
Sie hatten kein Fußteil, dadurch konnten die Dienenden besser als
Infanterie eingesetzt werden.
Ob die Panzerbeinlinge zu der Zeit bereits Polstermaterial
(Polsterbeinlinge oder eine polsternde Zusatzschicht) angebracht
hatten, ist umstritten, da Funde und Berichte fehlen und die Abbil-
dungen hier keine Rückschlüsse zulassen, weil diese ja die Panzer-
beinlinge als oberste Schicht zeigen. Da aber der restliche Körper
bereits mit Textilrüstungen geschützt wurde, ist anzunehmen, dass
dies auch für die Beine galt, die ja aufgrund der kleineren Fleisch-
und Muskelmasse anfälliger für Brüche waren als beispielsweise
der Torso. Spekulativ kann hier ein doppellagiges Lederträger-
material mit Füllung angenommen werden, an dem die Ringe des
Beinpanzers angebracht waren. Dies hätte gleichzeitig einen
stabilisierenden Effekt für die Form des Beinpanzers zur Folge
gehabt.
Rüstwams und Polsterhaube
Auch am Kopf wurde eine polsternde Schicht getragen. Die
Schnittform entspricht Abbildungen zufolge derjenigen der Bund-
haube, bestand also aus zwei Teilen, die mittels einer Scheitelnaht
zusammengenäht wurden. Nachweise sind für Polsterhauben lei-
der relativ rar, weil die Kämpfer üblicherweise mit aufgesetzten
Hauben dargestellt wurden und bei abgesetzter Haube der Detail-
grad oft keine zuverlässige Abgrenzung zu Bundhauben zulässt.
Eine sehr gute Quelle ist jedoch der Aachener Karlsschrein.
Eisenhut
Die Primärpanzerung des Kopfes erfolgte über Helme. Die
Ordensregel gewährte den Dienenden Brüdern in Artikel 141 ein
"chapel de fer", einen Eisenhut. Die Ordensregel sagte jedoch
weiter, dass die Dienenden (bis auf einige Ausnahmen) die Ausrüs-
tung der Ritter haben konnten, wenn das jeweilige Ordenshaus
diese übrig hatte. Es ist daher davon auszugehen, dass die
Dienenden bevorzugt einen Eisenhut erhielten, was auch ihrem
Einsatz in der Schlacht zugutekam.
Manche, speziell solche Brüder, die im Kampf als Panzerreiter
eingesetzt wurden, hatten vermutlich auch dafür geeignete Helme,
wie den um 1190 schon veralteten (aber immer noch verbreitet
anzutreffenden) Nasalhelm, oder die modernere Barbiere.
Ein Eisenhut hat aufgrund seiner Krempe außerdem einen
Sonnenschutz und eine bessere Belüftung als ein teilweise
geschlossener Helm. Allerdings heizt sich ein Eisenhut in der
prallen Sonne ebenso auf; erschwerend kam hier hinzu, dass die
Brüder ihren Helm nicht ohne Erlaubnis polieren oder bemalen
durften.
Die Eisenhüte der Zeit waren in der Regel mit einer kurzen
Krempe ausgestattet und die Helmglocke oft aus einem Stück
getrieben. An die runde Helmglocke wurde dann die Krempe
angenietet.
Schild
Auch einen Schild sollten die Dienenden bekommen. Im weltlichen
Bereich wurde der Schild offenbar oftmals durch einen ledernen
Überzug geschützt, denn dieser wurde den Templern in Artikel 53
verboten. Wovor diese Lederhülle schützen sollte, ist nicht über-
liefert, angenommen werden kann aber die Witterung, denn
damalige Leime waren wasser- und hitzeempfindlich.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass auch die
Lanzen keinen Überzug haben durften, wahrscheinlich aus
denselben Gründen.
Die Schilde dieser Zeit waren im Vergleich zu späteren Formen
noch relativ groß und entsprachen etwa der Form eines
Normannenschildes (Mandelform) mit gerade geschnittener
Oberkante. Heute hat der Schild eine Breite von 87cm und eine
geschätzte Höhe von 95-100cm. Der Korpus besteht aus ca. 15 mm
starken stehenden Erlenholzplanken. Der gesamte Schild ist
beidseitig mit Pergament bespannt und mit einem schwach mit
Knochenleim angerührten Gipsgrund behandelt. Auf diesem
Gipsgrund befindet eine Kreidegrundschicht, die anschließend
bemalt wurde. Schilde der Zeit konnten aber auch aus anderen
Hölzern gebaut werden, viele der Marburger Schilde bestehen
beispielsweise aus Lindenholz.
Die Beriemung der Schilde war den Abbildungen zufolge nicht
mehr der vom Teppich von Bayeux bekannten senkrechten
Anordnung ähnlich. Es war eine Beriemung, mit der man den Arm
schräg nach rechts oben hielt. Die Schildfessel, ein langer Riemen,
wurde im Kampf häufig um den Hals getragen, und zwar sowohl
beritten, als auch am Boden; dies stabilisierte den Schild
zusätzlich.
Dass die Schilde der Templer bemalt waren, ist relativ sicher
anzunehmen. Unklar ist indessen, ob sie stets in den Ordensfarben
gehalten waren, ob sie weltlich bemalt waren, oder gar beides. Für
alle drei Varianten gibt es Indizien, weshalb eine weltliche
Bemalung oder eine gemischte (weltlich mit Ordenssymbolen
kombiniert) nicht auszuschließen ist.
"Text/Quelle: B. Hallinger,
http://beni.hallinger.org/history/equipment.php"
Impressum
Allgemein ist zu sagen, dass die Tempelbrüder durch ihre Regel eine gute Ausrüstung gestellt
bekamen. Viele nicht ritterliche Krieger im säkularen Bereich hätten die Mittel für die
Bewaffnung und Rüstung nicht aufbringen können.
Wichtig ist außerdem, dass die Rüstung nur auf Befehl angelegt werden durfte. Die einzige
Ausnahme hiervon war die Kettenhaube vor der Schlacht, die nach dem Aufsetzen aber
nicht mehr ohne Genehmigung abgesetzt werden durfte.
Waffenrock
Bevor die Heraldik aufkam, schützte der Waffenrock den Panzer
vor der Sonneneinstrahlung, die das Eisen sehr stark aufheizen
konnte. Der Waffenrock wurde stets nur zur Rüstung getragen
und ist auf Abbildungen des alten Europa erst ab dem 13.
Jahrhundert häufiger anzutreffen. Sogar im sonnigen Sizilien
wurden Ritter im Liber ad honorem Augusti noch ohne
Sonnenschutz dargestellt. Den Tempelbrüdern wurde er jedoch in
Artikel 140 gewährt und für die Dienenden in Artikel 141
nochmals präzisiert.
Obwohl mehrere Quellen den Waffenrock der Templer beschrie-
ben, ist nicht ganz klar, wie er um 1190 ausgesehen hat. Gesichert
ist, dass der Waffenrock der Dienenden Brüder schwarz (bzw.
dunkelbraun) war und zwei rote Kreuze zur Kennzeichnung hatte:
Eines auf der Brust und eines auf dem Rücken. Diese Kreuze
waren sehr wahrscheinlich so ausgestaltet wie auf dem Habit, d.h.
etwa handgroß und getatzt.
Ein Brief von Papst Gregor IX. (datiert auf den 9. Januar 1240),
der ähnlich auch an andere Ritterorden verschickt wurde,
gewährte den Brüdern einen neuen, bequemeren Waffenrock.
Gleichzeitig beschreibt er den alten Waffenrock ("capa clausa")
als die Arme und Hände bedeckend und dadurch behindernd. Der
Begriff "capa" lässt zusätzlich möglicherweise auf eine Kapuze
schließen.
Zusammen mit den Fresken in der Templerkirche von Cressac-
Saint-Genis (Westfrankreich), erscheint es wahrscheinlich, dass es
sich beim Waffenrock der Templer vor 1240 um eine Art Kutte mit
Reitschlitz gehandelt hat. Es ist allerdings umstritten, welche
Personen auf den Fresken Templer und welche nur Kreuzfahrer
sind, wobei die untere Reihe mit den weißen und schwarzen
Reitern gut auf die Templer passen würde.